Wo Barthel den Most holt

Zum Fest des heiligen Bartholomäus am 24. August

Das Fest des heiligen Bartholomäus (auch: Bâtle, Barthel, Bartel, Bartholomä) am 24. August feiert einen Apostel, der im Neuen Testament nur in der Apostelgeschichte genannt wird, aber der Tradition nach mit Natanael aus Kana gleichgesetzt wird. Der Gedenktag erinnert an die Translation der Reliquien nach der Insel Lipari und nach Benevent. Um 1000 wurden sie nach Rom übertragen, wo sie in einer nach dem Heiligen benannten Kirche auf der Tiberinsel ruhen. Die Gehirnschale des Heiligen wird aber in Frankfurt verehrt, wo Bartholomäus Stadtpatron ist. Und dies sicher nicht ohne Grund, denn der heilige Apostel ist Patron der Fischer (und Schäfer). In eben diesem Sinne ist auch die Kirche St. Bartholomä am Königssee zu ihrem Patrozinium gekommen.

Der 24. August markiert das Ende der Schon- und Laichzeit der Fische: Der heilige Bartholomäus bzw. natürlich sein Festtag eröffnet den Fischfang in den Binnengewässern. Gefeiert wurde dies früher mit Fischessen, Prozessionen und Fischzügen. Fischerkönig wurde der, der den erfolgreichsten Fang vorweisen konnte.

Der heilige Bartholomäus, oder genauer, sein Gedenktag ist sprichwörtlich geworden. „Wissen, wo Barthel den Most holt“ meint, sich zu helfen wissen, alle Schliche kennen, sehr gewandt, hintertrieben, schlau und verschlagen sein. Belegt ist die Redensart seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, z. B. in Grimmelshausens „Simplicissimus“ (I, 139). Von allen Erklärungen scheint die am glaubwürdigsten zu sein, die sich am Gedenktag des hl. Bartholomäus orientiert. Dieser Tag ist für den Ausgang der Weinernte wichtig. Für Bauern und Winzer war dies ein Lostag. In einem Hinweis von 1872 aus Augsburg heißt es, dass alle Wirte ihre Schankgerechtigkeit verlören, wenn sie an Bartholomä noch keinen Most hatten. Beziehen kann sich diese Aussage nur auf den Obstmost, weil der Traubenmost wegen der ausstehenden Traubenlese noch nicht existiert. Da auch der Obstmost am Fest des heiligen Bartholomä noch sauer ist, kann die Redensart nur ironisch sein: Das muss schon ein verflixt gewitztes Kerlchen sein, der weiß, wie man am Barthelstag zu (trinkbarem) Most kommt. Dazu passen Redensarten im Schwäbischen: „Dear besseret se wia's Bartles Moscht, dear ischt zua Esse woara“, oder „Dea richt se wie Bartls Moscht, un den habbe mr uff de Mischthufe gschütt“. In einem Reim heißt es: „Bâtle roicht en wollfle (wohlfeilen) Moscht, beim Michl (29. September) er scho maier koscht“. Wenn auch der frühe Most noch nichts taugt, so sieht man am Bartholomäustag doch schon recht gut, in welchem Garten gutes Obst oder gute Trauben einen guten Most geben werden. Nach einer schwäbischen Wetterregel heißt es: „Wie der Bartholomäus sich hält, so ist der ganze Herbst bestellt“. Bartholomäus, der personifizierte 24. August, weiß also schon, wo der Most zu holen sein wird.

In der Tat lautet die Redensart ursprünglich: „Barthel weiß, wo er den Most holt“. Zu dieser Deutung passt auch die mehrfach belegte schwäbische Scherzfrage: „Wo holt der Bartle den Moscht?“, oder „Waischt au, wau Bartle da Moscht holet?“ Die Antwort heißt: „Beim Michel!“, d.h. erst Ende September. Bekannte Drohungen „I will der zaige, wo Bartle Moscht holt!“ oder „Dem will i sa, wo Bartle de Moscht holt!“ stößt einer aus, der dem anderen zeigen will, wo es lang geht. Die Bezeichnung des Tages als Hasenbartl kennzeichnet ihn ebenso als Schmaustag wie den Gänsmartin und Schweinethomas.