Mariä Lichtmess oder Fest der Darstellung des Herrn

Vom Lichtmess-Crêpes, Krippchen, Schenkeltagen und blauem Montag

Der Lichtmesstag am 2. Februar hat ein biblisches Ereignis als Festanlass: Weil das mosaische Gesetz vorschrieb, ein neugeborenes Kind innerhalb einer bestimmten Frist in den Tempel zu bringen (vgl. Ex 13, 11–16; Lev 12, 1–8; Jes 8, 14–15; 42, 6) folgten – der Tradition nach – auch die Eltern Jesu dieser Vorschrift. Von dem greisen Simeon und der Prophetin Hanna wird er als der eigentliche Herr des Tempels erkannt und benannt (Lk 2, 22– 40). Dieses biblische Ereignis wurde zu einem christlichen Festanlass. In der Ostkirche wurde der Tag zu einem „Fest der Begegnung des Herrn“: Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet symbolisch dem Gottesvolk des Alten Bundes. Im Westen wurde es mehr ein Fest Mariens: „Reinigung Marias“ nach den mosaischen Vorschriften. Seit Anfang des 5. Jahrhunderts wurde in Jerusalem dieses Fest am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert. In Rom führte man dieses Fest 650 ein. Kerzenweihe und Lichterprozession kamen erst später hinzu, wodurch sich der Name „Mariä Lichtmess“ einbürgerte. Das hatte seinen Grund darin, dass an diesem Tag die für das nächste Jahr benötigten Kerzen der Kirchen und der Familien geweiht wurden, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden. Seit der Liturgiereform wird dieser Tag wieder als Herrenfest gefeiert und führt den Namen „Darstellung des Herrn“.

Bei der Berechnung des Tages nahm man im Mittelalter unterschiedliche Ausgangspunkte: Wo Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wurde, ergaben die 40 Tage, nach denen Jesus im Tempel dargestellt worden sein soll, den 2. Februar; war aber der 6. Januar Ausgangspunkt, kam man auf den 14. Februar. Letzteres war in Gallien der Fall. Es wird vermutet, dass nach der Verlegung des Weihnachtsfestes auf den 25. Dezember und der Abwanderung von Lichtmess auf den 2. Februar, der alte Festtermin, der 14. Februar, neu gefüllt wurde und so der Valentinstag oder Vielliebchentag zustandekam.

Zu Mariä Lichtmess kommt noch einmal die weihnachtliche Lichtsymbolik zur Geltung: In der Kirche fand eine Lichterprozession statt und eine Kerzenweihe. Mancherorts wurden die Kerzen unterschieden: weiße Kerzen für Männer, rote für Frauen. Andernorts wurden besonders lange Kerzenstöcke in die Kirche getragen und geweiht, die dann zu Hause zerschnitten und den einzelnen Hausgenossen zugewiesen wurden. Das Licht, eben Christus, holte man so ins Haus und hatte ihn bei gemeinsamem Gebet, bei dem die Kerzen brannten, unter sich. Das galt besonders für das häusliche Rosenkranzgebet, bei Unwettern, bei schwerer Krankheit, Sterben und Tod. An diesem Tag fanden früher auch Lichterumzüge der Kinder statt. Festgebäck waren die Crêpes, Pfannkuchen, die im Rheinland lautmalerisch an die französische Vokabel erinnern: Kreppchen hießen sie hier. Der Hausfrau, die beim Pfannkuchenbacken den ersten Pfannkuchen – natürlich ohne Zuhilfenahme anderer Mittel – so wendete, dass dieser Lichtmesscrêpe wieder in der Pfannenmitte landete, ging das ganze Jahr über das Geld nicht aus. An diesem Tag wurden die Dienstleute entlohnt und hatten einige Tage arbeitsfrei, was man in Süddeutschland Schlenkeltage nannte. Die Knechte und Mägde besuchten ihre Angehörigen und feierten das Wiedersehen mit Umzügen und Festessen. Für die Bauern begann nun die Feldarbeit, die Weihnachtszeit war offiziell zu Ende. Für die Handwerker hörte die Arbeit bei Kunstlicht auf, die Montag nach dem Gedenktag des Erzengels Michael (29. September) begonnen hatte. Zur Feier des Tages gaben die Meister den Gesellen und Lehrlingen oft den Nachmittag frei, der so die Bezeichnung Lichtblaumontag erhielt und damit, wie Experten meinen, die sprachliche Vorlage für den berüchtigten Blauen Montag geboten hat.