Der „Kummelijionsdach“: Der „Weiße Sonntag“ und die Erstkommunion

Ein „neuer“ Brauch aus dem 17. Jahrhundert

„Weißer Sonntag“ wurde ursprünglich der Sonntag „Invocabit“ (nach dem ersten Wort des Eingangsgebetes) genannt, zugleich der erste Fastensonntag und/oder 6. Sonntag vor Ostern. An diesem Tag zogen in Rom die österlichen Täuflinge erstmals in weißen Taufkleidern in die Kirche. Nach dem Konzil von Trient wurde die Bezeichnung „Weißer Sonntag“ immer öfter und seit vielen Jahrzehnten dann ausschließlich auf den ersten Sonntag nach Ostern bezogen, den Sonntag „Quasimodogeniti“, „Dominica in albis“ oder – und hier klingt noch die Konkurrenz zum anderen Weißen Sonntag durch – „eigentlicher Weißer Sonntag“. Der Name „Dominica in albis“ oder „Weißer Sonntag“ ist auch für diesen Tag historisch richtig, weil in der alten Kirche die Täuflinge am Vortag oder an diesem Sonntag zum letzten Male ihr weißes Taufkleid (lat. alba) trugen.

Die heutige Bedeutung als Tag der feierlichen Erstkommunion – in schönstem kölschen Knubbeldeutsch: „Kummelijionsdach“ – der Kinder hat der Weiße Sonntag erst nach dem Konzil von Trient (1545–1563) gewonnen. Nach der frühen Phase, in der die Säuglinge Taufe, Erstkommunion und Firmung erhielten, hatte das IV. Laterankonzil 1215 das Alter für den ersten Empfang der Kommunion nicht genau festgelegt. Regional unterschiedlich schwankte das Alter der Erstkommunikanten zwischen sieben und vierzehn Lebensjahren. Vorbereitung und Festsetzung des Termins waren Sache der Eltern. Nach dem Konzil von Trient nahmen sich vor allem die Jesuiten der Erstkommunion an. Neben einer gemeinsamen Vorbereitung und Feier sollte das Fest nicht durch die österliche Pflichtkommunion der Erwachsenen beeinträchtigt werden. Deshalb wurde der Weiße Sonntag zum Tag der Erstkommunion der Kinder: 1661 in München, 1673 in Luzern, 1678 in Schlettstadt. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Weiße Sonntag als Tag der feierlichen Erstkommunion festgesetzt, wovon es aber nach diözesanem Recht inzwischen begründete Ausnahmen gibt. Die Kommunionkinder nahmen die formale Tradition der Täuflinge als „Bräute Christi“ und „Engel“ auf, weshalb die Mädchen als Bräute Christi in symbolischem Weiß gekleidet sind, die Jungen in einem angemessenen dunklen Anzug. Schon im „Lohengrin“ (Vers 482f.) heißt es: „Nû wâren sie gelîch / ein engel, den got selber hat geprîset“. Während der Aufklärung und während der Naziherrschaft wurde der Weiße Sonntag zu einem Tag des öffentlichen Glaubensbekenntnisses.

Leider lässt sich nicht immer ausschließen, dass den Beteiligten die Ausstattung wichtiger wird als das Fest. In manchen Gemeinden ist man deshalb dazu übergangen, alle Kommunionkinder in eine einheitliche Albe zu kleiden. In anderen Gemeinden, wo man die einheitliche Bekleidung nicht hat durchsetzen können oder wollen, werden Tauschbörsen für Kommunionkleider betrieben, so dass auch Kinder aus sozial schwächeren Familien preiswert an entsprechende Bekleidung kommen. In nicht wenigen Pfarrgemeinden wird heute die Erstkommunion auch an anderen Tagen, z. B. Christi Himmelfahrt, gefeiert. Auf diese Weise läßt sich der Feiertag entkrampfen.